

Der HbA1c ist zweifelsohne ein wichtiger Wert für jeden Diabetiker, denn er entscheidet oft über die Art und Weise der Behandlung und vor allem über die Kostenübernahme durch die Krankenkassen.
Der HbA1c-Wert ist der Grund, warum viele Diabetiker alle 3 Monate der Blutuntersuchung beim Diabetologen entgegenfiebern. Denn er gibt unbestechlich Auskunft über die Blutzuckerwerte der letzten Wochen, somit also quasi auch über die Disziplin des Patienten. In vielen Foren und Facebook-Gruppen wird er diskutiert, verglichen und kritisch betrachtet. Je niedriger der HbA1c, desto besser hat der Patient „sein“ Diabetesmonster im Griff. So läßt sich zumindest grob der Sinn und Zweck dieses Wertes zusammenfassen.
Einfach nur niedrig wäre zu einfach
Der HbA1c dient auch den Krankenversicherungsträgern als Indikator, ob zum Beispiel eine Pumpentherapie indiziert ist und somit übernommen werden kann oder nicht. Es handelt sich also um einen wirklich wichtigen Wert.
Andererseits birgt er auch Gefahren. Denn ein zu niedriger HbA1c bedeutet einen dauerhaft niedrigen Blutzuckerspiegel, was wiederum ein Leben nah an der Grenze zur Unterzuckerung (der gefürchteten „Hypo“) bedeutet. Und das ist nicht nur riskant im Alltag, die Langzeitfolgen häufiger Unterzuckerungen sind ebenso unschön.
Entsprechend widersprüchlich sind auch die Empfehlungen der Mediziner, in welchem Bereich der HbA1c bei einem Typ 1-Diabetiker liegen sollte. Für manche ist der Bereich um 6,5% optimal, die Leitlinie der Deutschen Diabetes-Gesellschaft empfiehlt lediglich einen Wert unter 7,5%, was schon ein großer Unterschied ist. Allerdings besagt die Leitlinie bei genauerem Lesen auch, daß unter 7% das Risiko für Folgeschäden wahrscheinlich deutlich gesenkt werden kann.
Nachts kommt das Monster
Vielfach spielt der Blutzucker besonders nachts verrückt. Das kann sich in besonders hohen, aber auch äußerst niedrigen Werten niederschlagen, bis hin zu den gefürchteten Hypoglykämien mitten in der Nacht, die oft unbemerkt bleiben. Und natürlich haben auch die Nachtwerte einen Einfluss auf den HbA1c. Da kann man tagsüber noch so wachsam sein und den Blutzucker perfekt im Griff haben, auch die Vorgänge der Nacht spielen eine entscheidende Rolle.
Da Blutzuckermessungen außerdem nicht kontinuierlich erfolgen, sondern 4-8 mal am Tag, erwischt man oft genau die Phasen, in denen der Zucker ganz brav ist. Nach dem Aufstehen, zwei Stunden nach dem Essen oder auch vor dem Schlafengehen – da wirkt alles wunderbar. Aber was passiert dazwischen? Gibt es Blutzuckerspitzen, die unerkannt bleiben? Das lässt sich bislang nur mit einem sogenannten CGM-System (Continuous Glucose Monitoring) feststellen. Diese Systeme sind sehr teuer und werden von den Krankenkassen nur in Ausnahmefällen übernommen.
Das Zauberwort heißt Flash
Doch hier gibt es nun einen Hoffnungsschimmer am Horizont. Das neue FGM-System (Flash Glucose Monitoring) des Herstellers Abbott misst zwar nicht kontinuierlich, sondern nur auf Abruf, ermöglicht so aber die Erstellung einer Blutzuckerkurve und zeigt auch an, ob die Tendenz eher steigend oder sinkend ist. Und das beste: es ist einigermaßen bezahlbar. Die gesamte deutsche Diabetes-Gemeinde fiebert seit Wochen dem immer wieder verschobenen Marktstart entgegen, der nach aktuellen Angaben nun Ende Oktober erfolgen soll. Die Krankenkassen zeigen sich noch sehr uninformiert (es gibt tatsächlich noch Kassen, die das System gar nicht kennen wollen), Abbott ist aber zuversichtlich, hier bald mehr Bekanntheit schaffen zu können, zumal die Kosten für das System in ähnlicher Höhe liegen wie für die ohnehin benötigten Blutzucker-Messstreifen.
Ein solches System hilft Betroffenen massiv, unerkannte Spitzen zu erfassen und Phasen besonders hoher oder niedriger Werte zu erkennen und das Spritzverhalten gezielt danach auszurichten. Wenn nun noch eine Insulinpumpe ins Spiel kommt, dann wird zu hohen HbA1c-Werten endgültig der Kampf angesagt. Dazu aber ein anderes Mal mehr…