

Die Schlagzeile habe ich schon vor einigen Tagen gelesen, aber es hat eine Weile gedauert, bis ich mich wirklich dazu äußern konnte. „Kein Insulin mehr – Diabetikerin geheilt“. Wow – das sind starke Worte für uns Typ 1er, deren Krankheit bislang als unheilbar galt. Da bin ich erstmal skeptisch und warte auf weitere Meldungen, bevor ich meinen Senf dazugebe.
Heute ist es aber soweit, hier kommt meine erste Einschätzung (ohne Gewähr und nach bestem Wissen und Gewissen, dafür aber so gut wie möglich mit Fakten unterfüttert).
Was ist passiert?
Im Rahmen eines Feldversuches ist es gelungen, einer Typ 1-Patientin Inselzellen zu transplantieren, die erfolgreich ihre Arbeit aufgenommen haben. Die Patientin benötigt tatsächlich kein Insulin mehr. Die Inselzellen wurden auf einen bestimmten Bereich im Bauchfell implantiert und nicht wie bislang in die Leber, wo die Zellen größtenteils nicht überleben konnten. Dieser Eingriff fand am 18. August 2015 statt, seither benötigt die Patientin kein Insulin mehr und weist Glukosewerte im Normalbereich auf. Allerdings ist sie auf Medikamente angewiesen, die Abstoßungsreaktionen verhindern (sogenannte Immunsuppressiva). Diese verträgt sie jedoch ohne weitere Nebenwirkungen.
Ist das nun der Durchbruch?
Der behandelnde Arzt Dr. Camillo Ricordi äußert sich erstaunlich optimistisch für einen Mediziner. Er sagt zwar, daß man erst dann von Heilung sprechen könne, wenn die Patienten keine Immunsuppressiva mehr benötigen, aber seine Worte sind schon sehr deutlich. Im Laufe des kommenden Jahres sind 20 bis 30 weitere Eingriffe dieser Art geplant, um weitere Erfahrungen sammeln zu können. Ein Zitat von Dr. Ricordi: „Innerhalb der nächsten 3 bis 7 Jahre gibt es eine Heilung für Typ 1-Diabetiker. Das ist keine Vorhersage, sondern ein Versprechen, welches ich den Patienten gebe. Je nach der Menge der Hindernisse, auf die wir noch stoßen, und je nach bürokratischem Aufwand und Kosten kann es noch mehr als 10 Jahre dauern, aber wir sind auf dem Weg dorthin.“
Video von der Pressekonferenz vom 09. September 2015
Video von der Pressekonferenz vom 09. September 2015
Mein kleines, unbedeutendes Fazit
Zugegeben, ich bin angefixt. Angefixt von der realistischen Vorstellung, daß Typ 1-Diabetes in durchaus naher Zukunft heilbar sein könnte. Noch ist die Faktenlage mir aber noch zu dünn, wie man an der Kürze dieses Artikels und der übrigen Berichterstattung sieht. Ja, das klingt alles nach einem wirklichen Erfolg, wenn nicht gar Durchbruch. Abzuwarten sind aber die Langzeitergebnisse und ob das Thema Abstoßungsreaktionen in den Griff zu bekommen ist. Und dann ist da noch diese Lobby, die an uns Diabetikern Millionen verdient…aber dazu sollte sich jeder seine eigene Meinung bilden.
Betonen möchte ich noch einmal Folgendes: Der Arzt sieht sich in der Pflicht, die lästigen Immunsuppressiva unnötig zu machen, erst dann spricht er von einer wirklichen Heilung. Und das sieht er als durchaus realistisches Ziel an. Das ist eine schon sehr mutige Aussage für einen Mediziner.
Bis dahin gilt: achtet auf Euch und Euren Zucker, es lohnt sich, für gute Werte zu kämpfen und die Hoffnung nicht aufzugeben.